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Kollegiale Beratung

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Abstract

Bei der Methode der Kollegialen Beratung nach Tietze (2020) geht es darum bei einem Problem oder einer Herausforderung auf die Unterstützung von Kolleg:innen zurückzugreifen. Die Methode besticht durch ihre Klarheit.

Wichtige Rollen bei der Kollegialen Beratung sind die Fallerzählerin, eine Moderatorin, sowie 3 bis 4 Beraterinnen. Nebenrollen sind eine Protokollantin (Tietze nennt diese Rolle „Sekretärin“), sowie Prozessbeobachterrinnen für die Weiterentwicklung. Tietze gliedert die Kollegiale Beratung in die sechs Phasen Besetzung der Rollen (Casting), Spontanbericht der Fallerzählerin, Schlüsselfrage, Methodenwahl, Beratung, Abschluss. Für die Beratung kann die Fallerzählerin aus aus einem Pool an Methoden ein bis zwei auswählen. Zur Auswahl stehen Methoden wie Brainstorming, Kopfstandbrainstorming, Resonanzrunde, Schlüsselfrage erfinden, Überraschungen erfinden, Identifikation, Kreuzverhör, Actstorming, Hypothesen entwickeln. Nach 45-50 Minuten ist eine Kollegiale Beratung abgeschlossen.

Erläuterungen zu den Phasen nach Tietze

Kollegin Michl verwendet die Methode zur Diskussion der ersten Ideen für die Masterarbeit im Masterstudiengang Content Strategy. Da alle Studierenden ihre Ideen diskutieren sollen, passte sie das Format stark an. Es gibt keine Prozessbeobachter:innen und keine Methoden zur Auswahl (siehe Collegial counselling or intervision). Die Gruppen umfassten jeweils sechs Personen in den Moderator:in, Berater:innen und Protokollant:in.

Kollegin Sfiri setzt die Methode im berufsbegleitenden Masterstudiengang Soziale Arbeit im Rahmen der Lehrveranstaltung “Kritisch reflexive Soziale Arbeit” ein. Die Lehrende moderierte eine Online-Kollegiale Beratung, bei der die Studierenden die Rollen der Fallbringer:in, der Protokollant:in, der Beobachter:innen und der Berater:innen übernahmen. Anschließend reflektierten Studierende die Besonderheiten, Vorteile und Schwierigkeiten der Umsetzung der Methode online via MS Teams. Ziel der Einheiten ist es, dass Studierende die Online-Kollegiale Beratung als Methode in ihrer beruflichen Praxis einsetzen können.

In beiden Fällen war das Feedback der Studierenden sehr positiv.

Beispiel für kollegiale Beratung

#dienetzwerkerinnen haben die Methode in den virtuellen Raum gebracht. Die Konzeptentwicklung dauerte zwei Monate lang, ein Miroboard kam zum Einsatz.

Der Online-Prozess

Casting – findet online vorab statt

Folgende Rollen braucht es für die Kollegiale Beratung:

  • Fallbringerin (eine Person)
  • Moderatorin (1)
  • Beraterinnen (mindestens 3)
  • Protokollantin (jemand die schnell tippen kann) (1)
  • Beobachterinnen (optional, gerne 1 oder 2)

Das heißt, es braucht zumindest sechs Personen, die an dem synchronen Termin der Kollegialen Beratung teilnehmen können.

Im Online-Setting: Im vorhinein besprechen sich die Fallbringerin und die Moderatorin online und stimmen drei mögliche Termine ab. Anhand dieser Termine werden Frauen für die anderen Rollen gesucht und ein Termin wird festgelegt.

Die eigentliche Online-Beratung findet innerhalb einer Videokonferenz statt.

Einstieg in die Kollegiale Beratung

Spontanerzählung 5-10 min.

Alle haben die Kamera eingeschaltet, nur die Fallbringerin und die Moderatorin haben auch ihr Audio aktiviert. Möglicherweise schalten die Protokollantin und die Beobachterinnen ihr Videobild gleich aus, spätestens aber am Ende der Spontanerzählung. Ziel der Spontanerzählung ist, dass die Moderatorin und die Beobachterinnen das Problem, den Fall grob verstanden haben.

Schlüsselfrage – 5 min

Die Schlüsselfrage ist sehr wesentlich. Die Moderatorin begleitet die Fallbringerin bei der Formulierung der Schlüsselfrage und fragt nach: Ist das wirklich das Problem? Oder gibt es noch ein anderes Thema? Unterthema?

Eine Frau notiert die Schlüsselfrage im Chat, die Fallbringerin kontrolliert, ob dies ihre Schlüsselfrage ist.

Methodenwahl – 5 min

Die Fallbringerin sucht sich zwei Methoden aus dem Methodenpool der Kollegialen Beratung aus.

Beratung – pro Methode 5 min

Die Fallbringerin schaltet ihr Video und Audio aus, die Moderatorin schaltet ihr Video aus. Die Moderatorin fasst vor der Beratung jede Methode noch einmal kurz zusammen. Online braucht es keine Sanduhr, es reicht die Computeruhr.

Die Beraterinnen fangen ihre Sätze immer mit den jeweiligen Phrasen an, die zur ausgewählten Methode gehören. Die Moderatorin hält sich während der Beratung zurück. Nur wenn von der Methode oder von der Schlüsselfrage sehr stark abgewichen wird, gibt sie einen kleinen Hinweis. Nähert sich der Ablauf der Zeit eröffnet die Moderatorin die Abschlussrunde. Jede Beraterin darf noch etwas sagen, wenn sie möchte.

Abschluss

Die Fallbringerin schaltet Kamera und Mikrofon ein und nimmt Stellung zu den Anregungen der Gruppe. Die Moderatorin gibt dafür Raum. Die Fallbringerin bedankt sich bei den Beraterinnen. Die Protokollführerin schaltet Kamera und Mikrofon ein und informiert die Fallbringerin, dass sie ihr das Protokoll zusenden wird.

Damit ist der Beratungsprozess abgeschlossen. Es braucht eine kurze Online-Pause, um sich aus den Rollen zu „schütteln“. Hier können kreative Methoden angewendet werden, wie etwa die Durchführung einer Körperübung.

Prozessverbesserung

Alle schalten Audio und Video ein. Die Beobachterinnen berichten NUR vom Prozess. Die anderen reflektieren den Ablauf aus ihrer Perspektive.

Über den Fall selbst wird nicht mehr gesprochen.

Rahmen

  • Lehrveranstaltungen in den Masterstudiengängen Content Strategy bzw. Soziale Arbeit
  • LV-Typ: Integrierte Lehrveranstaltung
  • Lehrende: Irene Michl und Anastasia Sfiri
  • Plattform: vor Ort oder per MS Teams

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