Nehmen wir an, dass das Wohlbefinden von Lehrenden die Qualität ihres Unterrichts beeinflusst. Wir können uns eine fröhliche, optimistisch gestimmte Lehrperson vorstellen, die ihre Studierenden um 8:15 Uhr durch sanfte Körperübungen aufweckt und auf diese Weise eine lernförderliche, unterstützende Umgebung schafft, in der die Gruppe das Vertrauen gewinnt, alles zu meistern, was unterrichtet wird.
Doch wie werden wir zu fröhlichen, optimistisch gestimmten Lehrenden?
In der Vorbereitung auf einen Workshop hat die Trainerin reflektiert, was ihr eigenes Wohlbefinden beim Unterrichten fördert und sich dazu mit verschiedenen Personen aus dem Hochschulkontext ausgetauscht. Zusätzlich sammelte sie Ideen der Studierenden zum Wohlbefinden im Unterricht.
Methoden für das eigene Well-being
Desktop Yoga
Ein paar leichte Übungen, die am Arbeitstisch in 10-15 Minuten durchgeführt werden können. Vor dem Unterricht oder in einer Pause verschaffen Yoga-Übungen Abstand zur Arbeit und erzeugen ein Wohlgefühl im Körper. Ein Austausch mit Kolleg:innen könnte das Repertoire an Übungen erweitern.
Himmeln!
Heavening ist eine psychosensorische Methode, bei der wir durch sanfte Berührungen an Armen, Gesicht und Händen Bereiche des Gehirns stimulieren, was zur Reduktion von Stress und negativen Emotionen führen kann. Die Bewegungen umfassen:
- Arme Streicheln: man legt die Händen auf die Schultern und streicht mit leichtem Druck von den Schultern bis zu den Ellbogen und zurück, im eigenen Rhythmus,
- Gesicht Berühren: man streicht mit den Fingerspitzen sanft über die Stirn, die Schläfen und dann seitlich über die Wangen,
- Hände Streicheln: man streicht sanft die Innenfläche einer Hand mit der anderen Hand und wiederholt dies abwechselnd
- Kombination von Arme und Hände Streicheln: man kann von den Schultern über die Ellbogen bis zu den Händen in einem streicheln.
Die Übungen werden im eigenen Rhythmus und nach dem eigenen Geschmack bei Abfolge und Geschwindigkeit durchgeführt. Man kann auch einen Satz dazu denken oder sagen, wenn man möchte.
Acht bewusste Atemzüge
- Man setzt sich aufrecht auf einen Stuhl oder den Boden (wichtig ist ein gerader Rücken, der sich nicht anlehnt), die Hände ruhen locker auf den Oberschenkeln (sie können nach unten oder nach oben zeigen).
- Die Augen werden geschlossen oder der Blick sanft auf einen Punkt gerichtet.
- Man atmet langsam durch die Nase ein und aus.
- Die Gedanken, die auftauchen, lässt man verschwinden. Eventuell hilft es jeden Atemzug zu zählen: Einatmen (1), Ausatmen (1), Einatmen (2), Ausatmen (2) …
- Mit jedem Atemzug spürt man, wie der Körper sich mehr entspannt.
- Nach dem 8. Atemzug öffnet/fokussiert man langsam die Augen und kehrt in den Moment zurück.
Meditation “Innerer sicherer Ort”
- Ruhigen Ort finden: Man setzt sich oder legt sich bequem hin, schließt die Augen und atmet tief ein und aus.
- Sicheren Ort visualisieren: Man stellt sich einen Ort vor, der Sicherheit und Geborgenheit vermittelt.
- Details wahrnehmen:
- Welche Farben, Formen, … werden gesehen?
- Welche Geräusche sind zu hören?
- Wonach duftet es vielleicht?
- Wie ist die Temperatur, was berührt man vielleicht?
- Man verweilt und genießt die Ruhe und Sicherheit..
- Rückkehr: Mit einem tiefen Atemzug beginnt man sich langsam zu bewegen, öffnet die Augen.
Methoden für das studentische Well-being
Power-Clapping
Power-Klatschen ist eine dynamische Gruppenaktivität, die Energie und Zusammenhalt fördert, und kann etwa zu Beginn des Unterrichts eingesetzt werden.
- Die Studierenden stehen auf und positionieren sich so, dass sie ein bisschen Platz um sich haben.
- Die Lehrende zählt bis 3, dann klatschen Studierende und Lehrende 3x gleichzeitig fest in die Hände.
- Danach reißen alle die Hände in die Luft und rufen gemeinsam zum Beispiel “Kürzel des Studien/Lehrgangs GO”!
Dies wird 4x wiederholt (Erfahrung aus der Praxis: 3x ist zu kurz, 5x etwas lang). Beim ersten Mal gibt der Lehrende vor, was gerufen wird, danach tauchen vermutlich weitere Ideen auf.
Emotions Wheel Icebreaker
Anya Dvornikova entwickelte dieses Gefühlsrad in Miro und beschreibt auch genau, wozu es dient und wie es eingesetzt werden kann. Vermutlich ist diese Methode bei sehr kleinen Studierendengruppen nicht mehr einsatzbar, da gesetzte Punkte vielleicht Rückschlüsse auf die Person zulassen können. Bei weniger als 10 Personen könnte man eventuell nur den kleinsten, inneren Kreis verwenden.
Meraki
Meraki ist ein griechisches Wort und bedeutet, etwas mit Liebe, Hingabe und Kreativität zu tun.
“Meraki is an emotional state, while performing a task. When you carry out a task in the state of “meraki”, then you feel content with what you are doing. The task gives you personal pleasure, is meaningful for your personality and you carry it out slowly, exactly and thoroughly. A sense of pride in your own abilities could also be involved, but it doesn’t have to be.” (Anastasia Sfiri)
Studierende recherchieren und überlegen sich, wann sie Meraki spüren – als Vorbereitung auf die nächste Stunde. In der Lehrveranstaltungseinheit, wenn sie eventuell kognitiv bereits intensiv herausgefordert wurden, tauschen sie sich dazu aus und entwickeln Ideen, wie sie Meraki bei Aufgaben der Lehrveranstaltung oder beim Lernen für die Prüfung spüren könnten. Diese Sichtweise könnte sich auch auf die Aufgabenstellung oder die Prüfungsart auswirken.
Verbindung der studentischen Welt mit der Lehrveranstaltung
Hannah Schultermandl, Studentin im Studiengang Content Strategy, verbindet in zwei Portfolio-Post (Post 1, Post 2) 5 Songs mit dem Thema Content-Strategie.
Moodboard
Ein Moodboard ist eine visuelle Collage, die eine bestimmte Stimmung, Atmosphäre oder ein Konzept vermittelt. Es wird häufig in kreativen Bereichen wie Design, Mode, Architektur, Fotografie oder Marketing eingesetzt, um Ideen und Inspirationen zu sammeln und zu präsentieren. Studierende kennen dieses “Moodboard” möglicherweise. Es gibt die Möglichkeit eine visuelle Collage mit einem Lerninhalt zu verbinden – lassen wir Lehrende uns überraschen!
Yoga-Übungen
Gerade im Online-Unterricht kann eine Pause mit ein paar Yoga-Übungen die Aufmerksamkeit stärken. Lehrende können Übungen vorschlagen, oder Studierende um Vorschläge bitten. Mit ausgeschaltetem Video und Audio haben alle am Unterricht Teilnehmenden Zeit sich zu strecken und zu biegen, oder eine andere Art von Pause nach eigener Wahl zu machen.
Quellen
- Desk Yoga (Tipp eines Studenten beim studentischen Barcamp) – Video (8 Min.)
- Havening (Amygdala-Depotenzierungs-Technik), 5 Minuten Video zur Anleitung